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Pfade-Wanderung um Nideggen

Pfade-Wanderung um Nideggen | Verwunschene Wälder, bizarre Felsformationen und grandiose Weitblicke begleiten uns auf Schritt und Tritt auf der heutigen Tour rund um Nideggen. Der alte Sinusstein, der sagenumwobene Teufelstritt und ein altes Hügelgrab erzählen von längst vergangenen Zeiten.


Übersicht Pfade-Wanderung um Nideggen


Vorbemerkung

Wie auch bei der Tour in der Hardt bei Bensberg gibt es für die Runde hier keine konkrete Wegbeschreibung, da die Wege oft unmarkiert – wild eben – sind und ich Euch dann auch schlecht verbal navigieren kann.

Wenn Ihr keine Datenschutzbedenken habt, könnt Ihr das besser über die Links zu den üblichen Plattformen machen. Am besten ladet Ihr Euch natürlich die Tracks in die Karten-App Eurer Wahl.

Auf Panoramapfaden entlang der Burg

Ausgangspunkt ist heute Nideggen, etwa 45 Minuten von Köln entfernt, wo wir unser Auto auf dem kostenpflichtigen Parkplatz Danzley abstellen. Von der Einfahrt des Parkplatzes geht es zunächst die Bahnhofstraße hinauf und schon nach wenigen hundert Metern sind wir auf dem ersten Weg und mitten in der Natur.

Der erste der vielen aussichtsreichen Höhepunkte der heutigen Tour ist ein kleiner, aber feiner Aussichtspunkt, der den Blick ins tief unter uns liegende Rurtal freigibt. Dann geht es auch schon hinauf zur Burg Nideggen, im Mittelalter die uneinnehmbare Festung der mächtigen Grafen und Herzöge von Jülich.

Die Burg wurde zwischen 1177 und 1190 im Auftrag des Grafen Wilhelm II. von Jülich erbaut. Unter Wilhelm IV. von Jülich diente sie mehreren Kölner Erzbischöfen als Gefängnis. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Burg durch verschiedene Kriege schwer beschädigt und unter anderem durch das große Erdbeben von 1755 teilweise zerstört. Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges fügten der Bausubstanz weitere Schäden zu. In den 1950er Jahren wurden die Zugangstore zur Burg sowie einige Gebäude innerhalb der Burganlage zumindest teilweise rekonstruiert.

Wir bleiben im Schatten von Burgmauer und Wehrturm und erreichen bald einen Panoramaweg mit Blick auf den tief unter uns liegenden Heimbacher Campingplatz. Gesichert durch ein eisernes Geländer passieren wir Aussichtspunkt um Aussichtspunkt, und immer wieder zuckt der Finger der Kamera, um noch ein Foto zu schießen.

Durch Nideggen zum Effels

Danach führt der Weg wieder bergauf zum Nytstor, einem imposanten spätromanischen Tor aus dem frühen 13. Jahrhundert. Es dient noch heute als Zugang von der Altstadt zum Schloss. Letztere gilt es als nächstes zu besichtigen: Heute fast menschenleer, kann man sich kaum vorstellen, dass sich hier an sonnigen Tagen wahrscheinlich die Touristen auf den Füßen stehen. Uns hält hier nicht viel: Für eine Einkehr ist es noch zu früh und Souvenirs brauchen wir auch nicht. Durch das Zülpicher Tor auf der anderen Seite der Touristenmeile verlassen wir die Altstadt und gelangen über einen Parkplatz zu einem recht übersichtlichen Skulpturenpark am Fuße einer gigantischen Bausünde (man erkennt sie, wenn man sie sieht).

Dann sind wir aber auch wirklich im Wunderland der Buntsandsteinfelsen angekommen. Auf der Website der Rureifel-Tourismus heißt es: „Vor rund 220 Mio. Jahren herrschte in der Eifel ein Wüstenklima vor, geprägt von großer Trockenheit und seltenen, aber umso heftigeren Regenfällen. Diese spülten rotgefärbte Sande und Steine in die weitverzweigten Flüsse. Die Ablagerungen der Flüsse verfestigten sich zusammen mit Sanddünen zum Buntsandstein. Viel später begann dann die Rur sich beharrlich und mit viel Geduld tief in den Gebirgsrumpf einzuschneiden.“

Die erste markante Formation, die uns empfängt, sind die Effels. Einst ein Eldorado für Sportkletterer, sind heute nur noch wenige der mächtigen Felsen begehbar. Zu sehr, so scheint es, haben die Senkrechtstarter der Natur zugesetzt. Hinweis- und Rettungswegschilder zeugen jedoch überall davon, dass hier trotz aller Einschränkungen an schönen Tagen noch einiges los sein dürfte.

Durch die Wiesen zum alten Hügelgrab

Nach einem kleinen Anstieg verlassen wir den Wald und laufen ein Stück an der Landstraße entlang. Alles sicher, alles gut: ein breiter Fußweg trennt den Dackel und mich von den vorbeirauschenden Autos.

Am Ende einer langgezogenen Kurve verlassen wir die Landstraße wieder. Die Abzweigung unserer Tour ist hier etwas schwer zu erkennen: Versteckt hinter dem Ende einer kurzen Leitplanke führt er tief ins Tal hinab. Unten angekommen, überqueren wir in einer Lücke zwischen den Leitplanken erneut die Landstraße und wandern auf einem kleinen Feldweg weiter. Vorsicht: Die Eifel-Jugend rast die Serpentinen auf und ab.

Unten im Wiesengrund ist Rudi jetzt ganz in seinem Element. Wie aufgezogen flitzt er über die Wiesen und Weiden und schnüffelt im Zickzack jede Spur im Frühlingsgras ab.
Stichwort Frühling: Noch steht zwar nicht alles in voller Blütenpracht, aber die ersten mutigen Blüten haben sich hervorgewagt und zaubern kleine Farbtupfer in die Landschaft.

Fast hätte ich es übersehen, erst ein Hinweisschild macht mich auf die drei Eichen aufmerksam, die am Wegesrand einen Grabhügel bewachen. Vor allem in der Bronze- und Eisenzeit (also von etwa 2200 v. Chr. bis 1025 n. Chr.) wurden so die Toten bestattet. Wertvolle Kleidung, Waffen, Gebrauchsgegenstände und Schmuck wurden mit ins Grab gelegt, was dazu führte, dass in späteren Jahrhunderten die meisten Gräber geplündert wurden. Was nicht den Tomb Raidern zum Opfer fiel, wurde – oft aus Unwissenheit – durch die Landwirtschaft eingeebnet. Nur die drei Eichen scheinen dem Grab hier dieses Schicksal erspart zu haben.

Pfade-Wanderung um Nideggen

Kraftort Sinusstein

Vorbei an ein paar Bienenstöcken geht es zum Kraftort Sinusstein. Der uralte Kultstein liegt nur wenige Meter vom schmalen Wanderweg entfernt und verbirgt die wahren Ausmaße des Felsens. Erst 2022 von Flechten und Moosen befreit, kommt eine fast zwei Quadratmeter große Formation mit feinen Vertiefungen, Linien und Zeichen zum Vorschein. Darunter deutlich sichtbar das namensgebende Sinus-Zeichen.
Wer hier vor Jahrtausenden den Meißel angesetzt hat und zu welchem Zweck, ist bis heute nicht wirklich geklärt. Man vermutet, dass der Sinusstein eine Art prähistorischen Kalender darstellt, auf dem Saat- und Erntezeiten oder Feiertage vermerkt wurden. So zeigt eine Querlinie auf dem Stein den höchsten Sonnenstand zu Beginn des Sommers an. Möglicherweise wurden hier auch Opfer dargebracht. Eine Vertiefung im Stein deutet darauf hin. Doch was sich hier in alter Zeit wirklich abgespielt hat, wird wohl für immer im Nebel der Geschichte verborgen bleiben. Fest steht jedoch, dass dieser Ort im tiefen Wald auch heute noch eine ganz besondere Aura umgibt.

Pfade-Wanderung um Nideggen

Rast am Hondjesberg

Ein paar Schritte weiter erwartet uns wieder ein herrlicher Rundblick vom Hondjesberg. Für eine längere Rast ist es heute zu windig und kalt. Aber an einem sonnigen Tag bietet sich dieser Platz für eine ausgiebige Rast geradezu an.

In engen Serpentinen geht es zwischen bewachsenen Felsen hinunter ins Tal und zurück zur L249. Hier ist die Überquerung der Schnellstraße deutlich weniger riskant: Eine kleine Unterführung bringt uns sicher auf die andere Seite, wo uns ein längerer Anstieg erwartet. Hoch über Abenden mit seinen kleinen Fachwerkhäusern schraubt sich der Weg nach oben. Rudi hängt schon die Zunge aus der Schnauze und auch mein Puls beschleunigt sich merklich.
Bald gibt der Wald wieder den Blick frei auf die majestätischen Felsen des Hondjesbergs, die auf der anderen Talseite stolz Wind, Wetter und Jahrhunderten trotzen.

Wieder wird der Weg wild: die hoch aufragenden Sandsteinformationen, Moos überall, hier und da ein umgestürzter Baum auf dem Trail. Hund und Mensch sind in ihrem Element und ich mache unzählige Fotos von Steinen, Moos und knorrigen Stämmen.

Pfade-Wanderung um Nideggen

Die Sage vom Düvelstrett

Es geht wieder bergab, und unten im Tal angekommen, erwartet uns zunächst ein etwas beschaulicher Abschnitt: leichtes Wandern auf einem kleinen Sträßchen, ohne auf die Füße achten zu müssen. Tief unter uns die Rur und hoch über uns der Blick durch das Blätterdach auf die Burg Nideggen. Da müssen wir hinauf. Hilft ja nichts…

Auf einem kleinen, gut ausgebauten Wanderweg verlassen wir die Straße und passieren bald die gewaltigen Felsen des Teufelstritts. Der Sage nach lebte unweit von hier ein gläubiger Einsiedler, der seine Tage in Buße und Gebet verbrachte. Sonntags strömten die Menschen zu ihm, um ihn predigen zu hören. Als der alte Mann einmal etwas zu spät kam, fand er zu seiner Überraschung bereits einen anderen Mann vor, der in eine Kutte gehüllt zu den Menschen sprach. Er sah dem Einsiedler zwar ähnlich, aber seine Worte drückten genau das Gegenteil von dem aus, was der Einsiedler sonst hier predigte. „Das muss der Teufel sein“, rief der Einsiedler und hielt sein Kreuz direkt vor das Gesicht des Konkurrenten. Kaum hatte dieser es bemerkt, verließ er mit einem gewaltigen Satz die Kanzel und der Wind entblößte einen Pferdefuß. Auf der Flucht in Richtung Effels wollte er eine breite Schlucht überspringen, verfehlte jedoch das Ziel und stürzte in die Tiefe. Dabei hinterließ sein Pferdefuß im Fels den Abdruck, der heute als „Düvelstrett“ (Teufelstritt) bekannt ist.

Pfade-Wanderung um Nideggen

Zwei Brüder und Christinenley

Wieder oben auf der Höhe und jetzt gottlob ohne nennenswerte Höhenmeter, grüßen uns die zwei Brüder. Diesmal nicht die aus Venlo (und Kaffee gibt’s leider auch keinen), dafür aber mit Blick ins Tal und auf eine bei Motorradfahrern offensichtlich sehr beliebte Kurve.

Wer beim Heimersteiner Brunnen (1356 erstmals erwähnt) keine Lust mehr hat, kann jetzt die Gelegenheit nutzen, aus der Wanderung auszusteigen und über den Hinweg zurückzukehren. Alle anderen folgen Rudi und mir unauffällig auf einem kleinen Pfad talwärts. Noch einmal müssen wir ein kurzes Straßenstück ertragen, dann hat uns der Wald wieder.

Lange geht es durch den Wald bergauf: Kehre um Kehre nehmen wir, bis schließlich ganz oben die Christinenley auf uns wartet. Von hier aus haben wir noch einmal einen herrlichen Blick auf die Burg Niedecken und das Ruhrtal. Sogar das Wetter meint es gut mit uns und die Sonne kommt für ein paar Augenblicke hinter den Wolken hervor. Gerade lang genug, um noch schnell ein paar Fotos zu machen.

Weit ist es jetzt nicht mehr zum Parkplatz und der anspruchsvolle Teil liegt hinter uns. So können wir auf den Kilometer einfach den Blick auf das alte Gemäuer der Burg in der Ferne genießen.

Pfade-Wanderung um Nideggen

Fazit: Die Pfade-Wanderung rund um Nideggen ist aufgrund ihrer Länge, der zu überwindenden Höhenmeter und des teilweise etwas unwegsamen Geländes sicherlich keine leichte Tour. Aber die Mühe lohnt sich! Wunderschöne Wildnispfade, weite Ausblicke ins Rurtal und vor allem die bizarren Formationen der Bundsandsteinfelsen reihen sich als Höhepunkte aneinander.


Touren-Video zur Pfade-Wanderung um Nideggen

folgt in Kürze


Streckenverlauf Pfade-Wanderung um Nideggen


Hinweise und Hilfreiches Pfade-Wanderung um Nideggen

Anreise per ÖPNV: Von Köln mit der S-Bahn nach Düren und von dort weiter mit dem Bus weiter nach Nideggen (ca. 1,5 Stunden).

Alternativer (kostenfreier) Parkplatz: Park-Rastplatz an der Brücke, Im Hag 10, 52385 Nideggen
W3W: ///wasser.imker.aufgang

Einkehr: Verschiedene Restaurants und Cafés in der Altstadt von Nideggen.

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