EifelSchleife Via Agrippa | Der wöchentliche Ausflug in die Eifel führt Rudi und mich heute wieder auf die Spuren der Römer. Auf Teilen der Via Agrippa geht es heute von Sinzenich bei Zülpich über Schwerfen nach Eicks und dann auf der Trasse der alten Römerstraße zurück nach Sinzenich. Rund 13 Kilometer liegen heute vor uns.
Übersicht EifelSchleife Via Agrippa
- Typ: Rundweg
- Länge: Etwa 13,3 km
- Höhenmeter: Etwa 170 Meter
- Ausgangspunkt: Parkplatz am Dorfplatz Sinzenich, 53909 Zülpich
W3W: ///erläuterte.eifrig.dörfern - Anspruch: Einfache und gut gehbare Tour auf breiten Wald- und Wirtschaftswegen. Nach starken Regenfällen teilweise schlammig. Stabiles Schuhwerk wird empfohlen.
- Gelaufen: 12. Januar 2024
- Weiterführende Links sind wie immer kursiv dargestellt.
Von Sinzenich nach Schwerfen
Schmuddelig ist es heute: Das Januargrau hat nach den schönen Sonnentagen des jungen Jahres wieder die Oberhand gewonnen und feiner Nieselregen liegt in der Luft, als ich den Dackel auf dem Dorfplatz in Sinzenich aus seiner Transportbox befreie. Kaum zu glauben, wie weit die Geschichte des kleinen Ortes zurückreicht: Vor 3000 Jahren siedelten hier die Kelten, vor zwei Jahrtausenden die Römer. Heute leben hier noch 2.500 Menschen, viele von ihnen arbeiten beim größten Arbeitgeber, einer nicht gerade hübschen Papierfabrik.
Auf vereistem Asphalt eiern wir entlang des Mühlenbachs aus der Stadt hinaus. Ich hoffe sehr, dass die Glätte als bald nachlässt – sonst brauchen wir ewig für die heutige Tour.
Die Hände tief in den Taschen der Daunenjacke vergraben und immer auf Trittsicherheit bedacht, verlassen Rudi und ich bald den Ort und passieren Burg Sinzenich. Die alte Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert stand zuletzt für schlappe 1.9 Millionen Euro zum Verkauf, 26 Zimmer und 36.000 Quadratmeter Grundstück inklusive. Ob im Preis auch ein eigenes Schlossgespenst enthalten ist, war dem Exposé nicht zu entnehmen.
Wir lassen das alte Gemäuer hinter uns liegen. Links und rechts säumen nun alte Streuobstwiesen den Weg. Es geht über Felder und ein kleines Waldstück, dann erreichen wir nach drei Streckenkilometer Schwerfen. Hinter hohen Bruchsteinmauern versteckt sich die Gülichsburg aus dem 14. Jahrhundert (privat).
Der Ort ist ruhig und von den 1500 Einwohnern ist nicht viel zu sehen. Kein Grund, länger zu verweilen. Für uns geht es weiter ins NSF Rotbach- und Bruchbachtal.
Von Nebelgeistern und Wasserburgen
Wir passieren die Weingartener Höfen, einem wunderschönen Hof-Ensemble aus Bruchstein und Fachwerk, wie seit Jahrhunderten auch heute noch landwirtschaftlich genutzt.
Eine kleine Straße führt bergauf und durch die Felder. Hier oben ist niemand mehr und Rudi darf endlich von der Leine. Angetrieben von der neu gewonnenen Freiheit rast er über die Felder mit Raps und Wintergemüse und tobt übermütig durch den Raureif.
Am höchsten Punkt der Wanderung wird der Nebel immer dichter und die Eifel verwandelt sich noch einmal in ein mystisches Land. Alle Konturen verschwimmen im Grau, das Blickfeld verliert sich im Dunst. Heimat der Erlkönige und Waldgeister. Unwillkürlich werden die Kommandos an Rudi immer leiser. Doch irgendwann erreichen wir Landstraße, die hinab zu Schloss Eicks führt und lassen Nebelhexen und Konsorten hinter uns.
Auf der Via Agrippa
Von hier aus folgen wir nun endlich den Spuren der Römer auf der Via Agrippa, genauer gesagt auf ihrem Abschnitt von Trier nach Köln. Die von Marcus Vipsanius Agrippa konzipierte Straße war Teil eines Fernstraßennetzes, das von Lyon über Arles, Boulogne und Saintes bis nach Köln führte.
Von Lyon wechselte die Straße auf das rechte Ufer der Saône und führte über Mâcon, Chalon-sur-Saône, Dijon, Metz nach Trier und weiter durch die Eifel nach Köln.
Über Lyon, das Rhônetal und Arles verband sie nicht nur die Provinz Niedergermanien mit dem Mittelmeerraum, sondern stellte durch die Umgehung der Alpen im Westen und Süden auch eine ganzjährig befahrbare Verbindung in die Heimat dar.
Was mich wirklich beeindruckt ist, dass die Römerstraße noch heute genutzt wird: Mal groß und prominent als Luxemburger Straße zwischen Köln und Hürth, mal als Feldweg zwischen Erftstadt und Zülpich. Jeden Schritt, den wir jetzt machen, haben Tausende, Hunderttausende von Füßen über die Jahrhunderte an genau der gleichen Stelle gemacht.
Von Eicks zurück
Vom Barockschloss Eicks, dass seit über 500 Jahre im Besitz der Familie Bacher von Gescher ist, geht es Retour. Doch zunächst halten wir einen Moment inne und nehmen das Bild der Burg mit dem zugefrorenen Burggraben in uns auf. Ich überlege kurz, wie es wohl war, im 17. oder 18. Jahrhundert im kalten Winter tief unten im Bruchbachtal zu leben. Sicher kein Zuckerschlecken. Aber sicher angenehmer als in jeder Bauernkate ringsum.
Noch einmal wird die Straße extrem glatt. Rudi mit seinem Vierpfotenantrieb macht das nichts aus. Aber Herrchen kommt einige Male gehörig ins Rutschen und verpasst fast das Fachwerk der Eickser Mühle, die hier seit 1469 am Rotbach klappert. Erst als Getreide-, dann als Ölmühle, später als Woll- und Fellmühle genutzt hat sie eine wechselhafte Geschichte (nachzulesen hier). Heute dient sie als Wohnhaus.
Size Does Matter
Weiter geht es durch Wiesen und Felder hinauf auf den Irnicher Berg. Bei schönem Wetter hätte man hier wahrscheinlich einen fantastischen Blick über die Felder. Doch heute liegt auch hier alles im Nebel. Eine Informationstafel klärt mich darüber auf, dass die alte Römerstraße seit dem 12. Jahrhundert von Pilgern auf dem Weg zum Grab des Heiligen Matthias in der Trierer Benediktinerabtei genutzt wird. Der hier 2007 entstandene Matthiasplatz soll an die Pilger und die sie betreuenden Ordensbrüder und Mönche erinnern. Dan-Brown-Fans aufgepasst: Symbolik gibt es nicht nur in Venedig oder Paris. Die Pflasterung des Platzes bildet sieben Kreise (nein, nicht Dante – der hatte neun Kreise) mit sieben Bänken. Sie erinnern den Hobbymystiker an die sieben Gaben des Heiligen Geistes und die sieben Sakramente. Mit der fünf Meter hohen Säule aus Basaltstein hat die Abtei St. Matthias getreu dem Motto „Size does Matter“ ihren Claim unübersehbar markiert.
Rudi und ich nehmen die letzten Kilometer in Angriff und wieder einmal zeigt sich, dass die Römer Umwege nicht schätzten. Schnurgerade geht es das letzte Stück auf der Via Agrippa zurück zum Ausgangspunkt in Sinzenich.
Fazit: Eine abwechslungsreiche Tour mit vielen Sehenswürdigkeiten und dem nebligen Hauch der Geschichte liegt hinter uns. Im Sommer sollte man die Tour allerdings mangels Schatten wirklich nur mit ausreichend Wasser und Sonnenschutz angehen.
Touren-Video zur EifelSchleife Via Agrippa
Foto-Galerie
Streckenverlauf EifelSchleife Via Agrippa
Hinweise und Hilfreiches EifelSchleife Via Agrippa
Für Abenteuerlustige: Anreise per ÖPNV per DB über Düren, dann mit dem Bus weiter nach Zülpich Sinzenich Kirche.
Der Parkplatz am Startplatz in Sinzernich ist winzig und kann nur wenige Autos beherbergen. Wer hier kein Glück hat, sollte aber in einer der Nebenstraßen noch Platz finden. Wenn alle Stricke reißen, kann auch der Parkplatz in Schwerfen angefahren werden (Navi: Zum Kiesel, 53909 Zülpich).
Einkehr
Eifeler Ankikhaus Café
Kommerner Str. 55-57, 53909 Zülpich
Tel: +49 2252 6611
Do./ Fr.: 13.00 – 18.00 Uhr
Sa., So. und Feiertags: 13.00 – 18.00 Uhr
Zehntscheune Eicks
Bis März 2024 geschlossen.
Am Auel 1, 53894 Mechernich-Eicks
Tel: +49 2443 315 983
Weiterführende Infos & Links
Website der Dorfgemeinschaft Sinzernich
Flyer Römerstraßen in Köln (pdf)