Streckenwanderungen, Unterwegs
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Bergischer Panoramasteig – Etappe 2 (Frangenberg – Biesfeld)

Bergischer-Panoramasteig - Etappe 2

Bergischer Panoramasteig – Etappe 2 | Die erste Nacht in freier Wildbahn liegt hinter und drei weitere Etappen des Panoramasteig stehen noch an. Heute soll es von Frangenberg nach Biesfeld gehen. Die Strecke wird mich zur Sülz führen und durch das verträumte Olpebachtal. Leider aber nicht zu einer ordentlichen Wanderverpflegung. Daher vorneweg: In der Beschreibung von Etappe 2 geht es unverhältnismäßig häufig um Essensbeschaffung.

Übersicht

Um 5.30 ist die Nacht vorbei: Die Geräusche der erwachenden Natur werden lauter und die ersten Sonnenstrahlen scheinen in das Zelt. Noch leicht benebelt ob der frühen Stunde schäle ich mich aus dem Schlafsack und lasse den Blick über die Felder streifen. Der Himmel ist verhangen, über den Feldern steht noch der Dunst der frühen Stunde.
Im Zelt erwartet mich eine unangenehme Überraschung. Meine absolut dichte Wasserflasche war wohl doch nicht so absolut dicht: Im Zelt hat mein letztes Trinkwasser eine kleine Pfütze gebildet. Das Malheur ist schnell beseitigt, aber der Wassermangel macht mir doch etwas Sorgen: Wenn die Versorgungslage ähnlich mau ist wie am Vortag (und davon gehe ich aus), muss ich irgendwo schellen und um ein Refill bitten. Zu dieser frühen Stunde wohl keine allzu gute Idee. Wir werden sehen.

Zelt und sonstige Habseligkeiten sind zügig verpackt und das letzte Brötchen vom Vortag schmeckt auch noch gut. Ansonsten auch hier Ebbe: Ich habe noch ein wenig Notproviant der Art „Deckel auf, heiß‘ Wasser drauf“. Auf das kulinarische „Erlebnis“ möchte ich aber nach Möglichkeit verzichten.

Ich mache mich auf den Weg von Frangenberg nach Linde, wo ich wieder auf den Bergischen Panoramasteig stoßen möchte. Linde selbst schläft noch den Schlaf der Gerechten. Ein paar Senioren gehen mit dem Hund Gassi, ansonsten ist alles verriegelt und verrammelt.

Friedhofswasser

Das Tor vom Friedhof ist glücklicherweise offen. Dort, wo normalerweise Trauergäste die Gießkannen auffüllen, beseitige ich die Dürre in meiner Wasserflasche.
Das klappt normalerweise auf Friedhöfen zwar recht gut, man sollte aber gerade im Sommer das Wasser ein wenig laufen lassen. Anders als am Wasserhahn daheim kann hier das Wasser in den Rohren schon etwas abgestanden und im schlimmsten Falle mit Legionellen belastet sein. Das Risiko wird jedoch minimiert, wenn der brackige Teil aus den Rohren gespült ist.

Das Wasserproblem ist gelöst, die Essensfrage jedoch nicht: Weder in Linde noch in den Ortschaften danach sind Supermarkt, Bäcker oder Gastronomie zu finden (ein Muster, das sich leider durch den ganzen Tag ziehen wird).

Am Ortsausgang von Linde treffe ich wie erwartet wieder auf die Wegweiser Richtung Biesfeld – der Panoramasteig hat mich wieder.

Kaffee im Wald

Durch den Umweg über Frangenberg habe ich die ersten Kilometer der zweiten Etappe verpasst. Den Viadukt hinter Lindlar und den Weg über die alte Sülzbahntrasse muss ich mir wohl ein anderes Mal ansehen. Ich kann es verschmerzen.

Fast drei Kilometer bin ich unterwegs, als sich der Kaffeedurst meldet. Kurz hinter der L284 und einer kleinen Brücke über die Lindlarer Sülz findet sich etwas abseits des Weges auch schnell das Café der Wahl: In einer alten und etwas verfallenen Schutzhütte packe ich Gas, Kocher, Wasserflasche und löslichen Kaffee aus. Dank des Highend-Brenners dampft nach nicht einmal drei Minuten ein Heißgetränk im Becher, das irgendwie entfernt auch an Kaffee erinnert.
Kleiner Tipp am Rande: Wenn man vorher mit dem Becher die benötigte Wassermenge abmisst, spart man nicht nur Wasser, sondern auch Zeit und Brennstoff.

Gestärkt mache ich mich an den ersten nennenswerten Aufstieg des Tages – und vermisse erneut schmerzlich meine Trekkingstöcke. Ich bin eins ums andere Mal im Bergischen Land gewandert und brauchte die Stöcke nie – aber mit vollgepacktem Rucksack auf dem Rücken verhält sich die Sache anders. Schnaufend erreiche ich Ebbinghausen. Natürlich versteckt sich in dem malerischen, etwa fünfzig Seelen großem Ort erneute weder Bäcker noch Supermarkt noch Landgasthof – langsam beginne ich ein wenig hungrig zu werden und setze meine Hoffnung auf das etwas größere Hommerich. Zwar enttäuscht mich Google auch hier, aber dort gibt es ein kleines Industriegebiet. Wenigstens eine mobile Pommesbude für die Arbeiter und Angestellten wird es geben.

Von Hommerich zum Reimelsberg

Über einen steilen Waldpfad erreiche ich bald die ersten Anlagen eines Herstellers von Milchpulver. Meinen knurrenden Magen kann ich aber auch hier nicht zufriedenstellen und verlasse unverrichteter Dinge die nicht gerade ansehnliche Ortschaft nach Norden. Zunehmend merke ich, wie mir die unfreiwillige Hungerkur zusetzt. Die Muskeln wollen nicht mehr so recht, Müdigkeit und schlechte Laune machen sich breit.

Die fantastische Aussicht vom Reimelsberg kann ich kaum genießen: Zu sehr bin ich damit beschäftigt, mich über einen meiner Energieriegel herzumachen. Die Clifhanger Bars sind zwar kein Ersatz für eine vollwertige Mahlzeit. Aber die Haferriegel sind lecker und sollten ein wenig Energie zurückbringen. Bei mir zumindest klappt es und nach ein paar Minuten „Einwirkzeit“ kann ich mich auch wieder am traumhaften Ausblick erfreuen. Mir ist schon klar, dass ein Keks nicht ewig vorhält und ich für die zehn noch vor mir liegenden Kilometer eine Lösung brauche.

Für den Augenblick lasse ich das Mimimi aber mal und mache mich wieder auf den Weg. Die Streckenführung scheint den Mangel an Gastronomie wettmachen zu wollen. Es geht um den Wiesenberg und entlang der malerischen und streng geschützten Auen des Olpebachs, der schließlich an einer Kreuzung in die Kürtener Sülz mündet.

Schade Schokolade

An der Kreuzung steht einer der Wegweiser, die entlang der Strecke immer mal wieder die gelben Plaketten an Bäumen und Zaunpfählen ergänzen. Diese Wegweiser zeigen nicht nur die Richtung zum Etappenziel, sondern auch zu den nächstgelegenen Ortschaften, Zuwegen (blau) und – wie in diesem Fall – zur nächsten Gastronomie an. Sollten sie jedenfalls. In meiner Einfältigkeit interpretiere ich das internationale Symbol aus gekreuztem Messer und Gabel jedenfalls als Gastronomie. Ich beschließe, den kleinen Umweg zur Grundermühle in Kauf zu nehmen und male mir schon Schnitzel mit Pommes und ein frühes Bier unter einer großen Kastanie aus.

Grundermühle ist eine ehemalige Knochen- und Getreidemühle. Seit dem 16. Jahrhundert wurden hier mit Hilfe der Kraft der Kürtener Sülz (hoffentlich nur) Tierknochen zu Dünger verarbeitet, der in der umliegenden Landwirtschaft benötigt wurde. Die etwas heruntergekommene Hofanlage liegt sehr malerisch hinter einigen kleinen Teichen und verfügt sogar über eine eigene Bushaltestelle. Aber leider nicht mehr über das Ausflugslokal, dass es hier einmal gegeben hat. Zwar finden sich noch ein paar uralte Bauereischilder, das Ofenfeuer muss hier aber schon vor Jahren erloschen sein.

Hilfreich wäre gewesen, wenn jemand den Wegweiser entsprechend korrigiert und mir den Umweg entlang einer Landstraße erspart hätte.

Endspurt nach Biesfeld

Mir bleibt nichts anderes übrig, als unverrichteter Dinge und mit ein wenig Wut im Bauch weiter zu laufen und die letzten Kilometer bis Biesfeld hinter mich zu bringen. Der Weg führt durch kleine Weiler am Wegesrand, über Wiesen und Felder, kleine Pfade und breitere Waldwege.

Der letzte Anstieg vor Biesfeld hat es mit rund einhundert Höhenmeter noch einmal in sich. Ich ignoriere die protestierenden Waden und genieße noch einmal den letzten Ausblick, bevor mich ein kleiner Waldweg zum Schlussstein der zweiten Etappe führt.

Wie auch in Lindlar liegt das Etappenende auch hier etwas außerhalb. Über einen eindeutig markierten, etwas siebenhundert Meter langen Zuweg wird der Ortskern von Biesheim an den Bergischen Panoramasteig angeschlossen.

Wo übernachten?

In Biesfeld angekommen sondiere ich erst einmal die Lage. Es gibt ein Hotel-Restaurant, zwei kleinere Pizzerien, einen Penny-Markt sowie eine Esso-Tankstelle.
Wegen der frühen Stunde – ich bin schon gegen drei im Ort – hat das Restaurant noch nicht geöffnet, die eine Pizzeria entpuppt sich als Baustelle, die andere hat „wegen Corona“ nur zum Mitnehmen. Da ich keine Lust habe zu warten oder die Pizza unterwegs zu essen, mache ich mich erstmal auf zur Tankstelle. Mit Cola und Keksen versorgt, lasse ich mich auf einer Bank nieder und überlege mir den weiteren Plan. Eigentlich hatte mir Trail-Angel Stephan aus Lindlar eine Übernachtung auf der Wiese eine Pferdehofs organisiert. Aber die Strecke bis dahin schaffe ich heute definitiv nicht mehr. Eine Hotelübernachtung wäre eine Option, so richtig Lust habe ich dazu aber auch nicht. Also googele ich mich durch die Nachbarschaft und werde beim kleinen Campingplatz Maria Kraus fündig. Und zu meiner Freude gibt es direkt nebenan mit dem Sülztaler Hof auch Hoffnung auf ein Abendessen. Beides ist von der nahen Bushaltestelle in ein paar Minuten zu erreichen und der Bus fährt hier auch nicht nur einmal am Tag.

Zwanzig Minuten später sitze ich im Sülztaler Hof vor meinem Feierabendbierchen. Das Essen ist bestellt, der Platzwart (der hier auch sein Bierchen trinkt) hat keine Einwände gegen meine Übernachtung und alles ist gut. Für 7,50 EUR darf ich mein Zelt aufbauen, was auch schnell erledigt ist.

Camping Maria Kraus

Maria Kraus ist ein eher einfacher Campingplatz. Die Wohnwagen stehen hier offensichtlich schon eine Weile und Übernachtungsgäste mit Zelt scheinen eher selten zu sein.
Für den Zugang zu den Sanitäranlagen und den Duschen (unter dem Sülztaler Hof gelegen) benötigt man einen Schlüssel vom Platzwart. WLAN gibt es keins. Dafür aber eine gute Nachtruhe. Wie am Vorabend strecke ich zur besten Tagesschau-Zeit meine Beine im Schlafsack aus und sinke bald in tiefen Schlaf.

Schließlich hat der Tag also doch ein versöhnliches Ende genommen und die Strecke war ganz uneigentlich wirklich schön…

Streckenverlauf Bergischer Panoramasteig – Etappe 2 – Frangenberg nach Biesfeld

Anmerkung

Die offizielle zweite Etappe startet natürlich in Lindlar und nicht in Frangenberg. Die Route hier beschreibt den Weg, wie ich ihn mit Zelt gegangen bin. Der offizielle Endpunkt der zweiten Etappe liegt im Wald oberhalb von Biesfeld. Da dieser Punkt aber logistisch unsinnig ist (keine Einkehr oder Übernachtung) beinhaltet die Route wie sie hier beschrieben ist den Zuweg bis Biesfeld.

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