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Eifelschleife Frühstücksbuche

Eifelschleife Frühstücksbuche

EifelSchleife Frühstücksbuche | Auf den Spuren der Römer geht es heute von Nettersheim aus durch den Archäologischen Landschaftspark hinauf zur ehemaligen Frühstücksbuche. Wie so oft sind rauschende Wälder und plätschernde Bächlein unsere Begleiter auf breiten und einfachen Pfaden.


Übersicht EifelSchleife Frühstücksbuche


Auf den Spuren der Römer in Nettersheim

Die Sonne lacht und es ist warm, als Rudi und ich am Naturzentrum Eifel in Nettersheim starten. Noch sind hier die Bauarbeiten nach dem Hochwasser in 2021 noch in vollem Gange und so braucht es einige Augenblicke der Orientierung, um den Einstieg in die heutige Eifelschleife zu finden. Auf breiten Wegen geht es zunächst zum ehemaligen Steinbruch und den beiden alten Kalköfen „Kaninhecke“ der Kalkbrennerei Preußer.

Der rechteckige Ofen ist der älteste und stammt aus der Mitte des 19. Er ist aus nicht brennbaren Bruchsteinen gemauert und unverputzt. Als einzügiger Kalkofen konnte der hier gebrannte Kalk nur durch ein Zugloch entnommen werden.

Der zweite, jüngere Ofen hat einen fast runden Grundriss und wie sein älterer Bruder aus Bruchsteinen. Er stammt aus der 2. Hälfte des 19 und besitzt vier Zuglöcher (ist also „vierzügig“). Diese sind durch das ringförmige Gewölbe um die Abzugsöffnung des Ofens zugänglich, der damit die Weiterentwicklung des einfachen Abzugs zeigt.

Direkt in der Nähe befinden sich die beiden Werkhäuser, in denen der gebrannte Kalk zu Pulver verarbeitet und auf die Eifelbahn zum Weitertransport verladen wurden.

Heute befindet sich in den Werkhäusern eine historische Getreidemühle, die ursprünglich mit Wasserkraft betrieben wurde und zu besonderen Veranstaltungen in Betrieb genommen wird. Die Taverne im Erdgeschoss bietet leider keine Möglichkeit zur Einkehr an, sondern ist nur für Feste zu mieten.

Eifelschleife Frühstücksbuche
Eifelschleife Frühstücksbuche – Werkhäuser

Römerweiher und Matronenheiligtum

Der nächste Streckenabschnitt steht ganz im Zeichen der Römer: Zunächst geht es entlang des Römerweihers, wo ein kleiner Steg und eine Bank zum Verweilen einladen. Der kleine See liegt heute still vor uns und nur ein paar kleine Wellen kräuseln das sonst ruhige Wasser.

Nur kurz darauf liegt das Matronenheiligtum Görresburg. Normalerweise wäre die kleine Anhöhe mit ein paar Schritten zu erreichen, aber die Brücke über die Urft ist nach wie vor zerstört und so liegt das Heiligtum außer Reichweite des Wanderers. Aber sicherlich sind bald auch hier alle Schäden beseitigt und ein kurzer Abstecher wieder möglich.

Das Matronenheiligtum wurde um 70 n. Chr. zusammen mit dem römischen Straßendorf an der Via Agrippa errichtet. Die Römer verehrten hier die von den Kelten „übernommen“ Schutz und- Muttergottheiten, dargestellt meist als drei nebeneinandersitzende Frauen mit langen Gewändern.

Ursprünglich war das Heiligtum ein einfaches, umzäuntes Areal mit einem einfachen Erdaltar mit flacher Grube, auf dem Opfer dargebracht wurden. Die Opfer wurden in hölzernen Gefäßen oder Schalen auf dem Altar verbrannt. Die Reste wurden in Brandgruben entsorgt.

Um 150 n. Chr. wurde der Bezirk erweitert und um drei Steintempel ergänzt, die über den Brandgruben errichtet wurden. Um den großen Haupttempel standen die Weihesteine, die den Göttinnen geweiht waren. In Gebrauch war die Tempelanlage mindestens bis zum Ende des 4. Jahrhunderts.

Das Kleinkastell an der Urft

Da die heilige Stätte leider vorerst außer Reichweite bleibt, wandern wir weiter zu den Resten des Kleinkastell an der Urft.
Unter Kaiser Konstantin (306-337) wurden im nördlichen Teil des Römischen Reichs zahlreiche Straßen, Brücken und öffentliche Gebäude errichten. Zum Schutz der Grenzen und der strategisch wichtigen Straßen kamen neue Kastelle hinzu.

Eine dieser strategisch bedeutsamen Orte war der Urftübergang der Agrippastraße beim heutigen Nettersheim. Hier wurde, nachdem die vorherige Ortschaft durch Unruhen zerstört worden war, das Kleinkastell auf der „Steinrütsch“ errichtet. Es ist etwa 60 × 40 m groß und liegt quer zur Agrippastraße zwischen Urft und Wellerbach.

Die damalige Straße der Römer führte mitten durch das Kastell. Wollte man die Urft überqueren, musste man am Militärlager vorbei: Ideale Voraussetzungen, um Waren und Reisende zu kontrollieren. Zwar hätten Wehrmauer und -graben keiner längeren Belagerung standgehalten, aber für einen kleinen, bewachten Militärstützpunkt waren die Mauern vermutlich imposant genug.
Die heute sichtbaren Mauern stammen natürlich nicht aus römischer Zeit, sondern sind Rekonstruktionen des Grundrisses aus 2013.

Eifelschleife Frühstücksbuche
Eifelschleife Frühstücksbuche – Römisches Kleinkastell

Auf breitem Pfade zur Frühstücksbuche

Nach so viel geschichtsträchtigem Boden zieht es uns weiter und in den Wald. Über eine kleine Anhöhe geht es auf breiten Wirtschaftsweg durch den Forst. Das frisch geschlagen Holz duftet und die Stille wird nur vom Zwitschern der Vögel und von Rudis leisem Getrappel unterbrochen. Besonders anspruchsvoll oder interessant ist dieser Teil der Strecke nicht.

Ungefähr nach vier Kilometern erreichen wir den Platz, an dem früher einmal ein majestätischer Baum stand, die Frühstücksbuche. Heute erinnert nur noch ein Schild an den 2017 gefällten Wald-Vetranen und dementsprechend kommt der Platz ein wenig traurig daher. Die in memoriam gepflanzte Blutbuchen scheinen es auch nicht wirklich geschafft zu haben. Braun und vertrocknet scheint sie bald ihrem Vorbild in die Holzpellet-Fabrik folgen zu wollen.
Offensichtlich kein bedauerliches Einzelschicksal: Eine Hinweistafel informiert den wissbegierigen Wanderer, dass 1990 der gesamte umliegende Wald beim Orkan Wiebke enormen Schaden genommen hat.

Der durch Wiebke in der Nacht vom 28. Februar auf den 1. März 1999 verursachte Schaden in der Forstwirtschaft, an Häusern oder Autos ging in die Milliarden. Besonders in Mittelgebirgsregionen wurden eine große Anzahl von Bäumen, insbesondere ganze Fichten-, Douglasien- und Buchenbestände, wie Streichhölzer geknickt. Nach Schätzungen wurden bundesweit rund 60 bis 70 Millionen Festmeter Holz Opfer des Sturms. Allein in der Region Nettersheim waren innerhalb eines Tages 416 ha Kahlfläche und ca. 140.000 cbm Holzanfall die Bilanz dieses Sturms.

In der Gegend um Nettersheim wurden in der Folge einige Bemühungen unternommen, um die Wälder wieder aufzuforsten: 23 ha Mischwald wurden wiederaufgeforstet und die unglaubliche Zahl von 95.000 Setzlingen in den Waldboden gesetzt. Auch wenn die Zahl beeindruckend klingen mag: Im Verhältnis wurden so nur etwa 5% der zerstörten Flächen wieder aufgeforstet.

Vom Versuch, einer Monokultur zu entgehen, ist auf den folgenden Kilometern allerdings nicht viel zu sehen. Das Nadelbaum-Monopol lässt hier keine Konkurrenz zu.

Eifelschleife Frühstücksbuche
Eifelschleife Frühstücksbuche

Über die Wiesen

Immer weiter geht es bergauf und bergab und immer folgen wir der breiten Schotterpiste durch den Forst. Der Wanderweg mutet im Rauschen der Wälder und dem Plätschern der Bächlein eher meditativ als abwechslungsreich an.

Nach etwa achteinhalb Kilometern verlässt die Eifelschleife Frühstücksbuche an einem schönen Picknickplatz im Wald und führt über Wiesen und Felder weiter. Am kleinen Weiher des Angelsportverein Nettersheim sitzt ein einsamer Angler und dick missmutig ins Wasser.

An einem großen Kuhstall mit Scheune zweigt der Weg nach links ab. Und führt über einen Wiesenweg auf ein kleines Sträßchen. Über eine kleine Brücke geht es über den Genfbach.

Bei den ersten Häusern von Nettersheim müssen wir noch einmal von der ursprünglichen Streckenführung abweichen. Die beim Jahrhunderthochwasser 2021 weggerissene Brücke an der Schleifmühle ist im März 2023 noch nicht wieder vollständig hergestellt.
Der kleine Umweg durch das Wohngebiet führt bis zur nächsten Querung des Genfbachs.

An der Martinusstraße hat uns die ursprüngliche Streckenführung wieder. Oben auf dem Kirchberg wartet St. Martin auf uns: Die verputzte Kirche aus Bruchstein wurde 1785 vollendet und hat ein sehenswertes Buntglasfenster, dem 2011 sogar eine eigene Weihnachtsmarke der Post gewidmet wurde.

Wer einkehren möchte, biegt einige hundert Meter weiter am Fahrradladen rechts ab, überquert erneut den Genfbach und findet im Tal das Café zu Römerquelle. Gesättigt oder nicht: Zurück auf der Eifelschleife haben wir das Ziel schon fest im Blick. Noch einmal geht es über die Urft und durch die Erholungsanlage Pfaffenbender zurück zum Parkplatz.


Touren-Video zur EifelSchleife Frühstücksbuche

Foto-Galerie


Streckenverlauf EifelSchleife Frühstücksbuche


Hinweise und Hilfreiches EifelSchleife Frühstücksbuche

  • Die Streckenführung oben beschreibt die Alternativroute bis alle Hochwasserschäden beseitigt sind. Sie weicht jedoch doch kaum von der ursprünglichen Route ab.
  • Wegen der Überflutungsschäden ist das Naturzentrum Eifel einstweilig geschlossen. Die Tourist-Info wurde die Alte Schmiede (Haus der Fossilien) in der Bahnhofstraße 50 verlegt.
  • Ebenfalls wegen Hochwasserschäden ist Nettersheim bis voraussichtlich Dezember 2023 nicht mit dem Zug erreichbar. Von Köln kommend bedient jedoch ein Schienenersatzverkehr von / nach Kall den Bahnhof.
  • „Place to be“ für eine Einkehr und mein persönlicher Favorit ist das Cafe zur Römerquelle, dass nach der Wanderung zu (unter anderem) Kaffee & Kuchen lädt.
    Tel.: 02486 1394

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