Es war zu erwarten: Die erste Nacht mit dem neuen Familienmitglied ist eher unruhig und kurz. Rudi hat offensichtlich andere Vorstellung von einem gesunden Nachtschlaf als wir oder es ist nur der Aufregung geschuldet: In einem neuen Heim, fernab der anderen Welpen und der Mutter. Doch der Reihe nach.
Der Nachtplatz von Rudi ist natürlich direkt beim neuen Rudel im Schlafzimmer. Wir haben dafür eine der Transportboxen kurzerhand umgerüstet, als kuscheligen Schlafplatz ausstaffiert und auch am Tag schon ein wenig mit dem neuen Familienmitglied geübt: Rein in die Box, raus aus der Box, Box zu, Box auf.
Trotzdem ist Rudi doch alles andere als begeistert, als sich dann irgendwann das Tor schließt: Es wird rumort, gequengelt und zum Herzerweichen gefiept. Doch mit meiner Hand auf seinem Bäuchlein kehrt langsam Ruhe ein: Ich passe auf ihn auf und das Rudel ist da.
Klar ist: Wird er nachts unruhig, muss er raus. Und dann muss alles ganz schnell gehen. Jogginghose (ja, ich weiß…), Schuhe und Jacke liegen parat, damit der Kleine asapissimo auf den Löseplatz unten gebracht werden kann.
2:36 ist es soweit: Geweckt durch Gefiepe, springe ich in Hose und Jacke, nehme den unruhigen Geist aus seiner Box, trage ihn zur Straße runter und – nichts. Rudi schaut mich nur mit einer Mischung aus Unverständnis, Verwunderung und tiefer Verachtung an. Alles im jungen Dackelblick sagt: „Ich? Hier? – Es ist kalt, es ist dunkel und es riecht nach fremden Hunden. Vergiss es!“.
Zehn Minuten harre ich in der nächtlichen Straße aus – der Hund muss sich ja schließlich erleichtern? Oder war doch alles nur falscher Alarm? Nunja – ich bin neu in dem Metier und drehe irgendwann bei.
Also Rudi wieder hoch, Schuhe aus, Jacke aus… nur um dann das entspannt-gelöste Gesicht unseres neuen Lieblings zu blicken, der die ausgelegten Saugunterlagen im Wohnzimemr wohl adäquater fand. Eine Streicheleinheit später schlummern alle wieder.
Bis kurz nach vier. Ich mache es kurz: Die Prozedur wiederholt sich diese Nacht noch zweimal. Das Personal schält sich leicht gerädert aus den Federn und macht sich ans Tagwerk – der Dackel kann kein Wässerchen trüben.
Das Thema „Stubenreinheit“ wird uns wohl noch länger begleiten….