Rudi
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Forrest

Da hat sich das Personal mal was richtig Feines ausgedacht und mich auf meinen ersten richtigen Waldspaziergang mitgenommen. Mal raus aus der lauten, stinkenden Stadt und rein in unberührte Natur zwischen Eifel und Autobahn. Endlich mal ein Entertainment-Programm nach meinem Geschmack – jedenfalls fast.

Wie wir alle wissen, bin ich ja ein sehr moderner und großzügiger Chef: Das Personal darf durchaus auch mal eine Meinung oder eine Idee äußern. Meist kommt dabei nichts raus (sonst wären die ja die Chefs) und man muss gute Miene zu blödem Vorschlag machen. Aber manchmal, manchmal finden diese blinden Hühner auch mal ein Korn. Die Idee des Tages war ein Ausflug in die Ville. Ich hatte erst Villa verstanden – aber das war wohl zuviel gewollt.

Die Ville ist ein großer Park, in dem Dackel mit ihren Bediensteten lustwandeln können. Manchmal sieht man auch nur Bedienstete, die hier ihrem faulen Müßiggang nachgehen (unter uns: Manchmal ist mir das ganze Dasein zu liberal…).

Jedenfalls: Kaum aus dem Gefängnistransporter ausgebrochen kitzeln tausend Düfte meine Nase: Hasen müssen hier gewesen sein! Rehe bestimmt auch! Oder gar Wildschweine (die sperrigen Biester). Hier und da der faulige Geruch nach Verwesung, wie man ihn sonst nur aus patchouli-geschwängerten Gothic-Clubs kennt. Ich bin ad hoc aus dem Häuschen und vergesse fast, dass das Personal auch mit von der Landpartie ist.

Aber gerade flutet das Adrenalin so richtig durch meine Adern, da kommt schon wieder der Klammergriff vom Gorilla-Männchen und stopft mich in eine Sänfte – als ob ich nicht selber laufen könnte. Gut – in der dreckigen Stadt kommt mir das gelegen. Aber hier?
Sie raunen und flüstern irgendwas miteinander, ich dürfe nur zehn Minuten am Stück laufen! Ich? Sir Rudi? Ich laufe den Marathon unter zwei Stunden, wenn es ein muss. Mit meinen un-langen Beinen (sage niemals, niemals, niemals, ich hätte kurze Beine)!

Da hilft alles rütteln und zerren an der Sänfte nichts – die Herzen aus Stein erweiche selbst ich nicht. Und dass sie trotz des einen oder anderen Lichtblicks kaltherzige Gesellen sind, wird schon ein paar Minuten später klar: Da versuchen die mich doch mit säuselnden Worten Lorelei-Style in das kalte Wasser eines Sees zu locken. Doch ohne mich! Was denken die sich? Das ist ja nicht gerade der wohltemperierte Infinity-Pool des Bali-Hyatt.

Wie dem auch sei – die ganze Bagage kommt irgendwann wieder in der Stadtresidenz an. Zeit für mich, mal ausgiebig auf den Wohnzimmerboden zu „entspannen“.

Es ist sooo schwer, gutes Personal zu bekommen

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