Rudi
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Salty Old Seadog – Rudi Unter Seglern (Part 1)

Werte Teckel und Bedienstete, was war das für ein Wochenende voller Stürme, Wind und Wellen. Was haben wir dem Teufel ein Ohr abgesegelt und die wildesten Orkane abgeritten. Ihr macht Euch keine Vorstellung: Tage der Entbehrung und des wilden Abenteuers liegen hinter mir, sage ich Euch!

Ihr seid neugierig! Zu Recht! Sehr zu Recht! Nun gut, das Wetter war eigentlich bombig und Orkane gab’s auch nicht. Aber lustig und auch ein wenig aufregend war’s schon.

Donnerstag bin ich mit dem Personal mal wieder ans Ijsselmeer aufgebrochen. Dort liegt mein kleines Schiffchen, mit dem ich ab und an in die Wochenendfrische aufbreche. Da habe ich ein zweites Körbchen eingerichtet, wenn ich der Großstadt und den wilden Teckel-Parties mal für kurze Zeit entfliehen möchte.

Zumeist beginnt so ein Wochenende damit, dass ich alles inspiziere, während das Gesinde meine wenigen Habseligkeiten sicher verstaut. Viel braucht es ja nicht auf so einem Schiff: Die paar Leckerlis, Spielis, Ausgehleine, Trainingsleine, Alltagsleine, Decke, mehr Spielis, mehr Leinen und vor allem mehr Leckerlis. Passt alles locker in einen Kleintransporter. Ihr seht: Weniger ist manchmal mehr.

Nach geruhsamer Nacht hat mich die Zofe erst zum Flanieren nach Den Helder chauffiert. Unaufgeregte, kleine Stadt. Die Reihe „New York, Rio, Tokyo,….“ lässt sich kaum mit „Den Helder“ fortsetzen. Aber was soll’s. Man muss auch dem gemeinen Landvolk mal die Möglichkeit der Audienz geben.
Danach ab an Strand. Hui, was war das ein Spaß! Während der Butler an Bord geschuftet hat (er nennt das Boat Office – was auch immer er da treibt, die faule Haut), habe ich nach Herzenslust im Sand gespielt, sorry – wichtige Dinge erkundet.

Am nächsten Tag haben wir dann Segel gesetzt und sind in See gestochen. Die Strecke von Makkum nach Workum ist zwar nicht ganz der Americas Cup, aber wir sind ja auch zum Vergnügen hier. Während die Deckshand versucht hat, eine Kurslinie wie Freddie Frinton beim Dinner for One vorzulegen, habe ich mich auf meinen Skipper-Platz zurückgezogen und die Kommandos gegeben. Gegeben ja, ausgeführt hat das unwillige Pack sie meist nicht.

Unser Tagesziel war eine lauschigen Schleuse in Workum mit angeschlossener Hasenwiese – der Hund von Welt braucht ja Evening-Entertainment. Mit der Zofe gings dann noch ein wenig die Ländereien erkunden, bevor ich mich zur überaus wohlverdienten Ruhe begeben konnte. Schlaf ist ja für passionierte Segler überaus wichtig, um nicht etwa seekrank zu werden.
Die Crew hätte das auch mal berücksichtigen können. Anstatt meinem strengen Blick zu folgen und in die Kojen zu gehen, hat das versoffenen Pack noch bis in die Morgenstunden gezecht (Anm. d. Redaktion: Es war zehn Uhr – und es war kein Saufgelage).

Morgenstund‘ hat Gold im Mund, wie die Volksweise so sagt. Also, raus aus den Federn, voll Tatendrang den neuen Tag begrüßen – und Pustekuchen! Das Gesinde liegt noch im Rausch und keiner trägt die Sänfte an Land, damit ich Hubertus frönen und auf die Jagd nach diesen kleinen, delikaten Häschen gehen kann. Erst nach langanhaltendem, zähen Gejanke wühlt sich das Gesinde aus den Federn und bequemt sich, mich an Deck zu heben. Die Hasen waren bis dahin natürlich weg.

Lange halten wir uns nicht auf: Der Butler geht noch „Frühstück holen“ (Eintrag ins Logbuch: Wieder nix vom Croissant abbekommen), dann stechen wir in See. Ziel ist die Ankerbucht vor Makkum.
Hart am Wind geht es zurück, rasant durch die Gisch gezischt wie einst John Maynard auf dem Eriesee (der aber wohl andere Sorgen hatte). Schräger und schräger neigt sich die Yacht und ich rutsche von Lee and Luv und zurück.
(längere Anm. d. Redaktion: Echt jetzt? Es war ein gemütlicher Halbwindkurs und das einzige was „hart am Wind“ war, waren die die Ohren vom Teckel. Und gerutscht wäre er nicht, wenn er mal fünf Minuten auf seiner Decke bleiben würde. Dazu: „Luv und Lee“ geht schon mal gar nicht. Wenn dann „Backbord und Steuerbord“.).

Zugegeben, das Personal – die Crew, wie wir Seebären sagen – war stets bemüht. Ich gönne ihnen also ein paar Minuten vor Anker und spendiere sogar noch eine Wurst vom Grill. Keine Ahnung, was die an diesem Zeug finden – ich fände es klasse. Aber man muss auch jönne könne, wie der Kölner Pöbel daheim so sagt…

Nun ist der Montag gekommen und ich bin mit der Bagage wieder daheim, die Fron des Alltags zu stemmen. Es ist nicht leicht, ein Dackel zu sein….

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