Vor zwei Wochen ist unser Winterwelpe Rudi bei uns eingezogen und hat seither unser Leben komplett auf den Kopf gestellt: Kein Schuh ist mehr sicher, auch kein Socke. Vieles dreht sich jetzt um Hundhaufen, Lösplätze und Leckerli…
Es war natürlich vollkommen klar, dass der Einzug eines Welpen uns vor die eine oder andere kleine Herausforderung stellen würde: So ein Hundebaby braucht Zeit, Aufmerksamkeit, Streicheleinheiten – und jede Menge Erziehung. All das hat Rudi in den letzten zwei Wochen mit eloquentem Dackelblick eingefordert und bekommen.
Vieles war dabei deutlich einfacher, als gedacht: Wir hatten uns zum Beispiel darauf eingestellt, dass Rudi in den ersten Nächten und getrennt von seinem Rudel alle zwei Stunden eine Gassirunde einfordert. Alles halb so wild: Ab der zweiten Nacht hatte unser Dackel-Fürst wohl selber keine Lust mehr, nachts aufzustehen.
Auch die Fütterung des Raubtiers geht relativ gut von der Hand. Hunger ist stärker als Heimweh und Rudi legt ordentlich an Gewicht zu.
Winterwelpe
Gar nicht nach (unserem) Plan laufen allerdings die Gassirunden im frühmorgendlichen Park: Es ist kalt, nass und schlammig. Kaum verwunderlich, dass Rudi es so gar nicht schätzt, sich hier zu lösen und lieber in die Ketten (aka das Brustgeschirr) geht und kein Bitten und Betteln, kein verheißungsvolles Rascheln mit der Leckerli-Tüte hilft. Auch der lieb gemeinte Tipp: „Bleib halt stehen und warte, bis her macht“ fruchtet so gar nicht.
Zur Erinnerung: Unser Winterwelpe ist schließlich ein Dackel. Mit seinem nackten Bäuchlein und den kurzen Beinchen ist das Schnüffeln und Spielen im nassen Gras halt auch kein Spaß.
Und ja: Auch wir finden es recht unerquicklich, vor die Tür zu gehen, wenn es draußen aus Eimern schüttet. Aber watt mutt, datt mutt.
Aber es ist Licht am Ende des Tunnels: Es wird besser und immerhin findet Rudi den Heimweg inzwischen (fast) zuverlässig selbst. Auch was. Auch das große Geschäft im Park ist kein Problem mehr, wenn auch widerstrebend.
Überhaupt drehen sich jetzt viele Gespräche um den Dackelstuhlgang: Der Dialog „Hat er gemacht?“ – „Ja!“ oder „haste Hundetüten dabei?“ – „in der Jacke“ wird Hundeeltern nicht fremd sein.
Fazit: Wenn es draußen dunkel, kalt und nass ist (sprich: Hundewetter), will der geneigte Winterwelpe lieber auf die Couch als in den Park. Aber der Frühling kommt. Irgendwann.
Piercings
Aus der Themenkiste „Erziehung“ arbeiten wir noch an der Beißhemmung (was schlimmer klingt, als es ist): Welpen untereinander knabbern sich gerne gegenseitig an. Nun ist deren Fell deutlich unempfindlicher, als unsere Haut. Rudi muss also erst noch lernen, dass sein (meist) liebevolles Schnappen für Herrchen und Frauchen etwas schmerzhafter sein kann, als für Brüderchen und Schwesterchen. So tönt gelegentlich ein lautes „Auauau“ duch unsere Wohnung, um dem Kleinen zu signalisieren, dass er gerade etwas übertrieben hat…
These Boots Are Made For Walking
Was man als frischgebackene Hundeeltern definitiv sehr schnell lernt ist, kein Schuh, kein Schlappen, keine überlappende Decke und kein herumliegender Gürtel sind sicher. Alles wird ad hoc gesichtet und zielsicher ins Körpchen geschleppt. Ich hatte gehofft, dass Rudi wenigstens vor meinen Schuhen halt macht (Hundenasen sollen ja sehr empfindlich sein). Nix da. Also wir jetzt alles sorgsam auf- und weggeräumt, was nicht einer Kauattacke zum Opfer fallen soll. Das klappt nur meistens und so sammeln wir regelmäßig wieder alles ein. Der Kleine soll gar nicht erst denken, dass wären seine Sachen.
Bieber
Darüber hinaus macht unser neues Familienmitglied relativ wenig Bruch. Zwar benimmt sich Rudi wie ein Bieber auf Koks, wenn es gilt etwas anzuknabbern (und es wird alles angeknabbert, was nicht bei drei auf dem Schrank ist). Aber die kleinen Welpenzähne richten kaum nennenswerten Schaden an und wir entwickeln eine gewisse Behändigkeit, ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
Manchmal frage ich mich allerdings, was an den Edelstahl-Füßen meines Bürostuhls auch nur irgendwie attraktiv ist.
Streicheleinheiten für die Seele
Und dann sind da noch die Stunden, wo der kleine Racker friedlich auf unserem Schoss liegt und uns das Herz aufgeht vor Glück. Kaum gekrault, fallen ihm – müde von den Untaten des Tages – die Äuglein zu und er fängt an, selig zu schnarchen und im Traum mit dem Pfoten zu strampeln.
Setzt die Streicheleinheit auch nur für einen Moment aus, erfolgt mit einem kurzen, brummeligen Schnauben das „mach sofort weiter„-Signal. Klar Chef….